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Mit der Trauer allein...

Es ist schön allein zu sein, wenn man es möchte, aber nicht wenn man es muss.

 

In diesen Tagen sind viele allein. Allein und isoliert mit sich und den eigenen Gedanken und Gefühlen. Jeder fünfte Haushalt in Deutschland ist ein Einpersonenhaushalt. Und im Jahr 2017 fühlten sich gemäß dem Einsamkeitsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft 9,5 Prozent der Deutschen, einsam. Leider glaube ich, dass dieser Prozentsatz sich für das Jahr 2020 weit nach oben entwickeln wird.

 

Was bedeutet es aber, nach einem Schicksalsschlag alleine zu sein?  

 

Nach dem Tod meines Vaters war ich mit meiner Trauer sehr alleine. Zumindest fühlte ich mich so. Es gab natürlich Menschen die da waren, aber ich hatte auch oft das Gefühl, nicht immer über dieses Thema sprechen zu können, nicht immer jemanden damit belästigen zu wollen. Vier Monate nach dem Tod, habe ich dann von einem mir damals sehr nahestehenden Menschen gesagt bekommen, ich solle doch jetzt endlich mal wieder fröhlicher sein. Auf einmal hatte ich noch weniger Mut, andere mit meiner Trauer „zu belästigen“ und hatte das Gefühl, mir wieder ein Lächeln aufsetzen zu müssen.

 

Dann kam noch hinzu, dass es immer schwieriger wurde, mit Familienangehörigen meinen Vater zum Thema zu machen. Das Thema „Suizid“ schwebt leider immer über ihm. Ich habe das Gefühl, er als Mensch wird nicht mehr gesehen, sondern nur noch das Thema „Suizid“. Dabei wollte ich einfach nur mit jemandem über meinen Vater sprechen. Über ihn lachen und mich an die schönen Momente mit ihm erinnern. Mich über seine Macken ärgern. So wie das Leben, hat jeder Mensch seine zwei Seiten und diese zu akzeptieren, einen Menschen mit all seinen Eigenschaften, den Guten wie den Schlechten zu akzeptieren, ist wahre Liebe. Jetzt, wo er nicht mehr da ist, erfreue ich mich an allen Erinnerungen. Und all diese Momente muss ich mir immer wieder ins Bewusstsein holen. Ich habe mittlerweile Angst, dass die Erinnerung an ihn verblasst, dass ich mir mit der Zeit, die vielen Augenblicke nicht mehr ins Gedächtnis rufen kann. Es gibt nur noch wenige Menschen in meinem Leben, die meinen Vater kannten, umso schwieriger ist es, die Erinnerungen am Leben zu halten. Das macht das Alleinsein mit der Trauer für mich noch schwieriger.

 

Jetzt in der Krise sind so viele mit ihren Gedanken, Gefühlen, Ängsten und Traurigkeit allein.

Es kann auch mal gut sein, zur Ruhe zu kommen. Ich habe auch Raum gebraucht um zu trauern. Ich war auch mal froh alleine mit diesen Gefühlen zu sein. Mich hat jede Krise meines Lebens stärker gemacht. Wenn ich auf all das zurückblicke, was ich erlebt und geschafft habe, hat es mir stets einen neuen Weg im Leben und eine neue Perspektive auf das Leben gezeigt. Was vorher wichtig war, rückt in den Hintergrund. Was zuvor Bedeutung hatte, wird zweitrangig. Menschen, von denen ich dachte sie täten mir gut, sind nicht mehr da und Menschen, bei denen ich dachte, sie sind nur Bekannte, sind mir heute ganz nah. So hat jede Krise auch positive Seiten und das Alleinsein kann einen manchmal stärken. Aber eben nur dann, wenn man alleine sein möchte. Wenn man es muss, kann es erdrückend sein.

 

Deshalb bitte ich dich, wenn du dich einsam fühlst, frage um Hilfe! Achte auf deine Nächsten und biete Hilfe an. Rufe Freunde an, denn oft möchten sie da sein, wissen aber nicht wann es dir nicht gut geht. Deshalb darf man um Hilfe bitten!

 

Und wenn du möchtest, schreib mir über info@seelennebel.de!

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